Mai 132011
 

Während die Pleitegeier immer tiefere Kreise über die schwarzen Euroschafen ziehen, versucht Europas Spitzenpolitik neue Hilfspakete zu schnüren. Doch es fällt immer schwerer neue Geldquellen zu erschließen und diese zu rechtfertigen. Das öffnet Tür und Tor für neue Spekulationen: Griechenland könne doch wieder zur alten Währung zurück und den Euro aufgeben. Oder besser gesagt der Euroraum gibt Griechenland auf. Ja und wenn wir schon dabei sind, warum nicht auch gleich Spanien, Portugal und Irland. Raus aus dem Euro! Warum auch sollen wir diesen Ländern helfen?

Und wenn wir schon dabei sind, schaffen wir doch gleich Schengen ab. Wozu offene Grenzen? Wir finden die arabische Revolution zwar toll, solange wir darüber lesen und der demokratischen Aufbruchsstimmung zuprosten, während wir gemütlich unser Bier auf der Fernsehcouch trinken. Was kümmert es uns, wenn Lampedusa von Flüchtlingen überrollt wird? Das ist nicht unser Problem. Nehmen wir uns doch ein Beispiel an Dänemark. So einfach geht’s. Grenzen dicht. Und das war’s mit der Solidarität. Die soll schön vor den nationalstaatlichen Grenzen Halt machen! Lassen wir diese blöde Solidarität doch einfach draußen. Die hat Europa doch noch nie etwas gebracht!

Nehmen wir doch die gegenwärtige Krise als Anlass, die großen Errungenschaften der europäischen Integration zu überdenken und rückgängig zu machen. Ja, das ist genau das, was Europa jetzt braucht. Der Rückschritt zum Nationalstaat! Eigene Währung, eigene Grenzen, eigene Entscheidungen, unantastbare nationalstaatliche Souveränität. Vergessen wir doch einfach die Zeit, als wir die DDR in unsere Gemeinschaft aufgenommen haben und auch dafür bezahlt haben. Vergessen wir die Zeit, in der unsere Industrie von Billiglohnländern in der Union profitiert hat. Vergessen wir die Menschen an den europäischen Außengrenzen. Wozu noch an europäischen Lösungen arbeiten? Jeder Staat entscheidet für sich und ist sich selbst der nächste. Italien hat ein Flüchtlingsproblem. Na und, nicht unser Problem! Griechenland hat ein Geldproblem. Unserer Wirtschaft geht’s besser. Was soll’s! Da können wir nicht auch noch für die Fehler der anderen bezahlen! Solidarität war gestern! Auf in ein neues Europa. Einzelkämpferisch und unsolidarisch. Das ist definitiv der beste Weg aus der Krise und die einfachste Möglichkeit, neue nationale Popularitätswerte zu erreichen. Naja, so lange es uns selbst gut geht.