Mrz 012011
 

Viviane Reding, EU-Justizkommissarin, traf sich heute mit Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden von börsennotierten Unternehmen aus zehn europäischen Ländern und Sozialpartnern, um über einen höheren Frauenanteil in den Vorstandsetagen von Unternehmen in Europa zu diskutieren.  Das Treffen wurde von Vizepräsidentin Reding gemeinsam mit Gertrude Tumpel-Gugerell, Mitglied des Direktoriums der Europäischen Zentralbank, geleitet.

Vor allem die Frage, wie am schnellsten ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis (ein Mindestanteil von 40 % Frauen bzw. Männern) hergestellt werden kann, stand im Raum. In erster Linie wird auf eine Selbstregulierung der Unternehmen gesetzt. Sollte diese jedoch wirkungslos sein, wird die Kommissarin nicht davor zurück schrecken, eine dementsprechende Verordnung in die Wege zu leiten.

Ich möchte eine klare Botschaft an die europäischen Unternehmen richten: Frauen sind ein Gewinn“, sagte die für Justiz zuständige Kommissarin Reding. „Wir müssen alle Talente unserer Gesellschaft nutzen, damit die europäische Wirtschaft erfolgreich ist. Deshalb ist der Dialog zwischen der Kommission und den Sozialpartnern so wichtig. Ich glaube, dass Selbstverpflichtungen schon etwas ändern könnten, wenn sie glaubwürdig sind und in ganz Europa Wirkung zeigen. Ich werde das Thema in einem Jahr noch einmal aufgreifen. Wenn die Selbstverpflichtungen wirkungslos sind, werde ich weitere Maßnahmen auf EU-Ebene ergreifen.

Reding fordert alle börsennotierten Unternehmen in der Union auf, die freiwillige Zusage, dass ihr Unternehmen ausscheidende männliche Vorstandsmitglieder durch Frauen ersetzt, sodass bis 2015 ein 30prozentiger und bis 2010 ein 40prozentiger Frauenanteil durch aktive Rekrutierung von qualifizierten Frauen realisiert wird, bis März 2012 zu unterzeichnen.

I pledge to reach the target of 30% female board members by 2015 and 40% by 2020 by actively recruiting qualified women to replace outgoing male board members.Women on the Board Pledge for Europe

Bis jetzt konnte nur ein äußerst langsamer Fortschritt verzeichnet werden. Der neue Bericht über das Geschlechtergleichgewicht in Führungspositionen zeichnet ein eindeutiges Bild über die zögerliche Umsetzung bei börsenorientierten Unternehmen. Frauen stellen im Durchschnitt 12 Prozent der Vorstandsmitglieder bei den größten börsenorientierten Unternehmen in der EU. Mickrige 3 Prozent der Vorstandsvorsitzenden sind weiblich. Auffallend ist auch, je nördlicher das Unternehmen, desto mehr Frauen (26% weibliche Vorstandsmitglieder in Schweden und Finnland) und je südlicher, desto weniger (2% in Malta). Finnland, Schweden, die Niederlande und Dänemark haben Corporate-Governance-Kodizes und/oder freiwillige Vorgaben eingeführt, die zu einem höheren Frauenanteil in den Vorstandsetagen geführt haben. In Norwegen sind bereits gesetzliche Quoten vorhanden. In Frankreich und Spanien hat man diese soeben beschlossen. In den Niederlanden, Italien und Belgien wird eine Einführung diskutiert.

Kommissarin Reding möchte der Idee von der unternehmerischen Selbstregulierung noch ein Jahr Zeit geben, damit die börsennotierten Unternehmen ihre letzte Chance ergreifen können. Reding würde es bevorzugen, dass die Unternehmen selbst kreative Lösungen entwickeln und nicht die Regulierungsbehörden.  Nach dem Internationalen Frauentag am 8. März 2012 wird die Kommission die geleisteten Fortschritte beurteilen und die beste Vorgehensweise zur Zielerreichung prüfen.

 

Folgende Unternehmen waren bei dem Treffen anwesend:

Wolters Kluwer, Adri BAAN (Chairman supervisory board), Media, Netherlands

Guerlain, Laurent BOILLOT (CEO), Cosmetics, France

ZON Multimedia, Rodrigo COSTA (CEO), Communication, Portugal

Ageas, Jozef DE MEY (Chairman supervisory board), Insurance, Belgium

Dexia, Jean-Luc DEHAENE (Chairman board of directors), Banking, Belgium

Kongsberg Automotive Holding, Ulla-Britt FRÄJDIN-HELLQVIST (Chairman board of directors), Manufacture, Norway

Strabag SE, Alfred GUSENBAUER (Chairman supervisory board), Construction industry, Austria

BASF, Jürgen HAMBRECHT (CEO), Chemical, Germany

Groupe Delhaize, Georges JACOBS DE HAGEN (Chairman board of directors), Food Retailer, Belgium

OMV (Österreichischen Mineralölverwaltung), Österreichischen Post AG, Telekom Austria AG,  Peter MICHAELIS (Chairman of the three supervisory boards) Energy, Postal Services, Telecommunication, Austria

Statoil, Svein RENNEMO (Chairman board of directors), Energy, Norway

NovoNordisk, Sten SCHEIBYE (Chairman board of directors), Pharmaceutical, Denmark

Luxempart S.A., François TESCH (CEO), Financial, Luxembourg

Allami Nyomda Plc, Gabor ZSAMBOKI (CEO), Printing, Hungary

 

More information:

http://ec.europa.eu/commission_2010-2014/reding/

http://europa.eu/rapid/pressReleasesAction.do?reference=IP/11/242&format=HTML&aged=0&language=EN&guiLanguage=en

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