Nov 232010
 

Viviane Reding, Vizepräsident der Europäischen Kommission, zuständig für Justiz, Grundrechte und Unionsbürgerschaft, stattete am Montag, dem 22. November dem Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen in der lettischen Hauptstadt Vilnius einen Besuch ab, um ihre ehrgeizigen Ziele in Gleichstellungsfragen zu präsentieren. Reding plant die Zahl von Frauen in Aufsichtsräten und in Entscheidungspositionen von Unternehmen zu erhöhen. Reding wird ein Gipfeltreffen mit den größten multinationalen Konzernen in der EU organisieren, um die derzeitige Lage zu erörtern und diesbezügliche Verbesserungen zu erzielen. Ihr Ziel ist es, 30 Prozent der Vorstandsmitglieder Frauen sein müssen. Erreichbar soll dies bis 2015 sein. Bis 2020 sollen es dann 40 Prozent werden.

Diese Ziele sind hoch gesteckt. Nun ergibt sich aber die Frage, der praktischen Umsetzung. Redings selbst in kein großer Fan von gesetzlichen vorgegeben Quoten und würde freiwillige Maßnahmen und eine Selbstregulierung von Seiten der Konzerne vorziehen. Allerdings sei sie dennoch bereit, als letztes Mittel eine gezielte EU-Initiative zu prüfen, um mehr Frauen in wirtschaftliche Spitzenpositionen zu bringen.

Frauen stellen außerdem 60 Prozent der neuen HochschulabsolventInnen. Dennoch sind sie nicht in gleichem Ausmaß in (universitären) Top-Jobs präsent, und sie verdienen weniger als Männer. Wenn die EU die Wirtschaftskrise überwinden will muss die Union alle ihre Humanressourcen nützen. Auf die Talente von Frauen zu verzichten, wäre der größte Fehler der gemacht werden könnte. Es ist untragbar, dass Frauen in der Europäischen Union durchschnittlich immer noch 18 Prozent weniger Gehalt als Männer beziehen. Ein Europäischer Equal Pay Day soll hierfür das Bewusstsein in Europa stärken. Prioritär für die Union ist es, die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen sicherzustellen, da dies für Frauen als auch für Männer eine Grundvoraussetzung für die individuelle Entscheidungsfreiheit ist. Der erste Schritt muss eine Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen auf dem europäischen Arbeitsmarkt sein. Dieses Ziel wurde auch in der Europa 2020 Strategie mit einer Beschäftigungsquote von 75 Prozent festgelegt.

Die Gleichstellung der Geschlechter ist nicht nur ein Grundrecht, sondern gehört zu den Grundprinzipien der Europäischen Union, das bereits 1957 im Vertrag von Rom in Form des gleichen Entgelts für gleiche Arbeit festgeschrieben wurde. Mit dem Vertrag von Lissabon wurden die Befugnisse in diesem Politikfeld noch weiter ausgebaut. Damit hat Viviave Reding zumindest rechtliche gesehen alle Befugnisse in der Hand, um ihre engagierten Ziele umzusetzen. Allerdings nützen der Europäischen Union und ihren BürgerInnen diese ehrgeizigen Ziele und Initiativen nichts, wenn die Legislativen und Exekutiven der Mitgliedstaaten die Maßnahmen der Union nicht umsetzen. 53 Jahre sind seit dem Vertrag von Rom vergangen und immer noch erhalten Frauen für die gleiche Arbeit nicht denselben Lohn wie ihre männlichen Kollegen. Dabei steht es doch in den Verträgen so schön geschrieben…

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